Fondswissen kompakt: Fondssparen für Einsteiger

Fondswissen kompakt: Fondssparen für Einsteiger

0,05 Prozent – im September 2014 hat die EZB den Leitzins mit nun fast 0 Prozent abgesenkt. Damit erreichte der Leitzins ein historisches Tief, das auch und vor allem Auswirkungen für viele Sparer hat: Von durchschnittlich 2,4 Prozent p.a. zu Beginn des Jahres 2003 ist der Habenzins für Sparanlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist im Januar 2015 bei rund 0,5 Prozent angekommen. Eine Veränderung von fast 80 Prozent – zulasten der Sparer.

Trotzdem: Im Januar 2015 legten deutsche Privathaushalte so knapp 528,6 Mrd. Euro an. Bei anderen Sparformen sieht es nicht besser aus. Laut Zinsstatistik der Deutschen Bundesbank gab es im Januar 2015 für

täglich fällige Einlagen 0,25 Prozent p.a. (Volumen: 1.017.8 Mrd. €)
Einlagen mit Laufzeiten bis 1 Jahr 0,56 Prozent p.a. (Volumen: 7,2 Mrd. €)
Einlagen mit Laufzeiten bis 2 Jahre 0,87 Prozent p.a. (Volumen: 817 Mio. €)
Einlagen mit Laufzeiten ab 2 Jahren 1,09 Prozent p.a. (Volumen: 1,1 Mrd. €)

Gleichzeitig müssen Sparer noch an anderer Stelle Einschnitte hinnehmen: Die lange beliebte Lebensversicherung steht mit dem Rücken zur Wand. Bereits mehrfach sind die Garantiezinsen gesunken – zuletzt auf 1,25 Prozent. Magere Zeiten für Haushalte, die sich in der Vergangenheit vor allem aufs Sparen konzentrierten.

Privathaushalte müssen umdenken

Schon seit längerer Zeit weisen Ökonomen daraufhin, dass sich in Deutschland etwas ändern muss. Statt jeden Euro auf die Bank zu schaffen und nach Abzug von Abgeltungssteuer und Inflation einen realen Verlust hinzunehmen, ist beim Thema Geldanlage Umdenken gefragt. Aktien, Rentenpapiere, Rohstoffe, Optionsscheine –verschiedene Anlageklassen versprechen höhere Renditen.

Vor dem Hintergrund hoher Verluste nach dem Platzen der New-Economy-Blase oder der Lehman-Pleite trauen sich Privatanleger nur widerwillig an die Börse. Setzt man auf die falsche Aktie, löst sich das angesparte Geld schnell in Rauch auf. Investmentfonds scheinen die Gelegenheit zu sein, um Geld unkompliziert und ohne Risiko gewinnbringend an der Börse unterzubringen.

Fondsgesellschaften haben in der Vergangenheit kräftig die Werbetrommel gerührt – unter anderem mit einem eigenen Tag. Am 19. April 2012 ging der Weltfondstag zum ersten Mal an den Start. Das Ziel: Anleger an das Thema Fonds heranführen und informieren. Allerdings ist der 2012 eingeführte Weltfondstag nur wenig bekannt. Für uns ein Grund mehr, auch abseits eines solches Aktionstages einmal hinter die Kulissen zu blicken. Wie sicher ist mein Kapital bei den Fondsgesellschaften? Und lohnen sich Investmentfonds wirklich? In Zusammenarbeit mit Experte Daniel Bauer gehen wir diesen und weiteren Fragen für Sie auf den Grund.

Investmentfonds – Was dahinter steckt

Privathaushalte sparen fürs Eigenheim, Konsumgüter oder die Altersvorsorge. Ehemals „klassischen“ Anlageprodukten, wie

  • Kapitallebensversicherungen,
  • Private Rentenversicherungen,
  • Sparbücher und Sparkonten oder
  • Bausparverträgen

weht seit der ersten Leitzinssenkung als Reaktion auf die Finanzkrise ein eiskalter Wind entgegen. Private Anleger richten ihre Strategie daher verstärkt in Richtung Börse und Wertpapiere aus. Zu den neuen Vokabeln dieser Zeit gehört der Investmentfonds.

Dabei handelt es sich um Kapitalgesellschaften, die bei Investoren Geld einsammeln, bündeln und anschließend am Kapitalmarkt oder in Sachwerten anlegen. Unterschieden wird zwischen den offenen und geschlossenen Investmentfonds. Letztere werden im Regelfall zur Finanzierung größerer Investitionsvorhaben gegründet. Nach Erreichen der anvisierten Eigenkapitalsumme sind Einlagen nicht mehr möglich – daher die Bezeichnung geschlossener Fonds. Offene Investmentfonds lassen jederzeit den Erwerb von Anteilen zu, sie werden allgemein börsentäglich gehandelt. Sowohl der Kauf als auch Verkauf sind – anders als beim geschlossenen Fonds – jederzeit möglich.

Allein für Dezember 2014 beziffert die Deutsche Bundesbank das Volumen der in Deutschland gehaltenen Investmentfondsanteile auf rund 1,6 Billionen Euro. Im gesamten Euroraum sollen es sogar mehr als 8,4 Billionen Euro sein. Zahlen, die den Stellenwert der Fonds unterstreichen. Aus Sicht eines Anlegers entsteht die Attraktivität durch

  • den unkomplizierten Erwerb,
  • eine breite Streuung in verschiedene Märkte,
  • die Kombination unterschiedlicher Anlageklassen und
  • eine Anpassung an variierende Risikoprofile.

Parallel versprechen Investmentfonds im Vergleich zu klassischen Sparformen hohe Renditen. Aber: Die Geldanlage Investmentfonds bestraft Unwissenheit. Anlegern muss klar sein, dass zumindest Basiswissen rund um den Aktienmarkt vorhanden sein sollte.

Investmentfonds: Die verschiedenen Fondsklassen

In der Vergangenheit haben sich unterschiedliche Fondsklassen entwickelt. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal sind die vorrangig gehaltenen Anlageklassen, die zu folgender Aufteilung führen:

Aktienfonds Aktien
Rentenfonds Anleihen/festverzinsliche Wertpapiere
Geldmarktfonds Währungen/Geldmarkttitel
Dachfonds Anteile anderer Fonds
Mischfonds Anteile verschiedener Anlageklassen
Indexfonds Indexabbildung (z.B. DAX, Dow usw.)
Immobilienfonds (offen) Immobilien

Bei fast allen Fondsklassen handelt es sich um aktiv verwaltetes Sondervermögen. Eine Ausnahme bildet der Indexfonds. Das Grundkonzept besteht hier in der Nachbildung eines bereits am Markt etablierten Indexwerts, wie dem DAX oder Dow Jones. Der Verwalter legt den Fonds so an, dass dessen Struktur dem zugrunde liegenden Index entspricht.

Der Vorteil: Viele aktiv gemanagte Fonds können ihre Basiswerte nicht schlagen, bleiben damit also hinter den Erwartungen zurück. Da Indexfonds einen Index kopieren, zeichnen sie ganz automatisch den Börsentrend nach. Gleichzeitig entstehen durch den geringeren Verwaltungsaufwand meist auch niedrigere Gebühren für den Anleger.

Investmentfonds nehmen Anlegern Entscheidungen ab

Anleger, die aktiv am Börsenhandel teilnehmen, müssen täglich neue Anlageentscheidungen treffen. Wer sich für Investmentfonds entscheidet, gibt diese Verantwortung an die Kapitalverwaltungsgesellschaft ab. Der Vorteil: Man muss sich nicht mehr jeden Tag um die Börse kümmern. Gleichzeitig hat man keinerlei Einfluss mehr auf die Zusammensetzung des Fondsvermögens. Die Entscheidungen trifft ab jetzt das Fondsmanagement.

Gerade im Hinblick auf Wertpapiere aus dem

  • Rüstungs-,
  • Kernenergie-,
  • Rohstoff- oder
  • Nahrungsmittelsektor

keine leichte Entscheidung. Ethikfonds greifen diese Bedenken aus und ermöglichen trotzdem die Teilnahme am Aktienmarkt.

Wichtig: Wer als Privatanleger in Fonds investieren will, kann nicht einfach in der nächsten Bankfiliale Anteile erwerben. Es ist eine wichtige Grundvoraussetzung zu erfüllen – ein Wertpapierdepot muss vorhanden sein. Besteht dieses bereits, lassen sich Fondsanteile bei fast allen Brokern einfach online kaufen.

Ertragschancen & Rendite – Womit kann ich beim Investmentfonds rechnen?

Sparbücher erwirtschaften seit Monaten Habenzinsen von deutlich weniger als einem Prozent. Bei den Sparvarianten Tagesgeld und Festgeld sieht die Situation nur wenig besser aus. Angesichts der Höhenflüge am Aktienmarkt wirkt die Börse zumindest im Hinblick auf die Ertragsausschichten verlockend. Von zwei bis drei Prozent Wachstum bis hin zu zweistelligen Zuwachsraten – auf dem Börsenparkett scheint alles möglich. Welche Chancen haben Privatanleger angesichts dieses Potenzials mit ihren Investmentfonds?

Festgeldvergleich.org im Gespräch mit Daniel Bauer

Festgeldvergleich.org: „Mit welchem Ertrag kann ich am Jahresende rechnen, wenn ich mich als privater Anleger für den Kauf von Fondsanteilen entscheide? Welche Rolle spielt in dieser Betrachtung die Fondsklasse?“

Daniel Bauer: „Der Ertrag ist generell nicht prognostizierbar und kommt darauf an, in welche Fondsklasse und in welche Branchen man investiert. Bei Aktienfonds kann man historisch gesehen mit einer Rendite vor Steuern gesehen zwischen 6-8% p.a. rechnen. Es gab jedoch auch immer Zeiträume, in denen Anleger auch negative Renditen erwirtschaftet haben. Daher ist es wichtig, genügend Zeit mitzubringen.

Wer in Aktienfonds oder Aktien investiert, sollte mindestens einen Anlagehorizont von fünf Jahren mitbringen, Rentenfonds, also Fonds, die in festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen investieren, haben meist geringere Renditen als Aktienfonds - somit aber auch ein geringeres Risiko.

Generell sollte man jedoch immer die Zusammensetzung und Strategie des einzelnen Fonds betrachten, um einen Eindruck von den Risiken und Chancen eines Fonds zu ermitteln, denn es gibt Rentenfonds, die höhere Risiken mit sich bringen als Aktienfonds, zum Beispiel wenn die Rentenfonds nur in notleidende Anleihen investieren.“

Festgeldvergleich.org: „In den Fonds stecken des Öfteren Aktien. Unternehmen, deren Geschäfte gut laufen, schütten bekanntlich Dividenden aus. Bekomme ich als Besitzer der Fondsanteile ein Stück vom Kuchen oder gehe ich bei der Dividende leer aus?“

Daniel Bauer: „Dies kommt auf den jeweiligen Fonds an. Bei thesaurierenden Fonds erhalten die Anleger keine Ausschüttungen, sondern die Dividenden werden wieder in Wertpapiere reinvestiert. Bei ausschüttenden Fonds bekommt der Anleger auch ein Stück vom Kuchen ab.“

Festgeldvergleich.org: „Gemessen an den aktuellen Minizinsen der Tagesgeldkonten und Sparbücher wirken die Renditeversprechen mancher Anlageberater und Fondsgesellschaften wie von einem anderen Stern. Für wie realistisch halten Sie solche Einschätzungen und gibt es Parameter, die meinen Ertrag – abseits der Kursschwankungen – noch beeinflussen?“

Daniel Bauer: „Die Renditeversprechen sind auf Basis der Vergangenheit abgeleitet. Die Ergebnisse der Vergangenheit sind jedoch keine Garantie hierfür, dass die Rendite auch in Zukunft so hoch sein muss. Gerade bei Rentenfonds sehe ich aktuell aufgrund der geringen Zinsen auf den Kapitalmärkten und den hohen Anleihenkurse mehr Risiken als Chancen. Das kann sich jedoch auch in Zukunft wieder ändern.

Die wesentlichen Parameter sind aktuell wohl, um es kurzzufassen, die zukünftige Zinsentwicklung, die demographische Entwicklung in den westlichen Märkten und die Reaktion der Politik auf zunehmende Fehlentwicklungen wie das Euro-Desaster. Anleger sollten bei Fonds, die ausländische  Werte halten, auch das Wechselkursrisiko im Auge behalten. Und wie zuvor erwähnt: Bringen Sie die nötige Zeit für Ihre Anlage mit.“

Festgeldvergleich.org: „Wo auf einer Skala von 1-10 würden Sie die verschiedenen Fondsklassen (Aktienfonds, Rentenfonds, Indexfonds, Geldmarktfonds, Dachfonds und Mischfonds) hinsichtlich der Renditechancen einordnen?“

Daniel Bauer: „Dies kommt sicherlich immer auf das aktuelle Umfeld und auch auf den einzelnen Fonds an. Eine pauschale Aussage ist nicht möglich. Langfristig auf Sicht von mehreren Jahrzehnten würde man wohl Aktienfonds im Durchschnitt die höchsten Renditen zugestehen.“
  

Gebühren, Aufschläge und Steuern – Wie teuer sind Investmentfonds?

Schließen Privathaushalte eine Versicherung ab, fließen in der Regel Provisionen an den Vermittler und es fallen zusätzliche Verwaltungskosten an. Die Versicherer ziehen daher in den ersten Jahren von der eingezahlten Summe Gebühren ab. Bankeinlagen wie Sparplan oder Tagesgeld sind dagegen meist kostenlos. Anleger, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Investmentfonds beschäftigen, stellen zurecht die Frage nach den Kosten ihrer Geldanlage.

Gerade der Investmentfonds hat in der Vergangenheit immer wieder Anlass zur Kritik gegeben. Eine Performance, die hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, und hohe Gebühren – nicht wenige Anleger haben ihre Entscheidung bereut. Die pauschale Verurteilung einer ganzen Branche geht aber zu weit. Generell ist mit Kosten wie

dem Ausgabenaufschlag einmalig; 0 - ca. 5 Prozent
der jährlichen Verwaltungsgebühr p.a.; bis ca. 3 Prozent
Gebühren der Depotbank variabel; k. A.
Entgelt für Fondsvermögen-Verwahrstelle variabel; k. A.
Performance-/Erfolgsgebühr variabel; k. A.
Transaktionsgebühren variabel; k. A.

zu rechnen. Das Problem: Bei den ersten vier Gebührenposten knirscht man als Anleger zwar mit den Zähnen, kann die Entstehung der Kosten aber nachvollziehen. Speziell die Erfolgsprovisionen – oft als Performance Fee bezeichnet – sind ein Ärgernis, wenn der Fonds eigentlich hinter den Erwartungen zurückbleibt.

Nicht alle Investmentfonds schneiden bei den Kosten und Gebühren automatisch schlecht ab. Anleger sollten sich für ihre Entscheidung an der Gesamtkostenquote oder Total Expense Ratio (kurz TER) orientieren. Letztere bildet die über ein Jahr anfallenden Kosten ab, bezieht sich aber nur auf beim Fonds anfallende Gebühren. Aufschläge der Banken und die Ausgaben fürs Depot haben hier keinen Einfluss. Am Markt sind TER-Werte zwischen 0,5 Prozent bis circa zwei Prozent (je nach Fondsklasse) gängige Standards.

Fazit: Als Anleger kommt man nicht daran vorbei, neben der Wertentwicklung eines Investmentfonds auch dessen Kostenstruktur zu prüfen. Nur so lassen sich Anlageentscheidungen treffen, die später nicht bereut werden. Einen „Kostenfaktor“, der auf die Rendite des Fonds drückt, kann man aber selbst mit dem besten Vergleich nicht ausschließen – die Steuer.

Investmentfonds und Kapitalertragssteuer

Grundsätzlich gehören die Gewinne aus einer Veräußerung von Fonds oder anders damit erzielte Erträge zu den Kapitalerträgen, die entsprechend zu versteuern sind. Seit Einführung der pauschalen Abgeltungssteuer 2009 greift hier ein Steuersatz von 25 Prozent, zu dem Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer hinzukommen.

Einbehalten wird die Steuer direkt vom Kreditinstitut, welches die Erlöse gutschreibt. Im Rahmen der Depotführung kommt es meist automatisch zu einer Verrechnung von Gewinnen und Kapitalverlusten, was auch Auswirkungen auf die Abgeltungssteuer – etwa im Sinne einer Erstattung - hat. Darüber hinaus kann der Anleger selbst Einfluss auf die Einbehaltung der Steuer ausüben.

Hierzu hat der Gesetzgeber den Sparer-Pauschbetrag geschaffen. In Höhe von 801 Euro steht dieser jedem Steuerpflichtigen je Jahr zu (bei Zusammenveranlagung 1.602 Euro). Im Zuge eines Freistellungsauftrags kann das depotführende Institut bis zu dieser Höhe hinsichtlich der Auszahlung der eigentlich einzubehaltenden Steuerbeträge angewiesen werden. Darüber hinaus ist eine Vermeidung des Steuerabzugs durch die Abgabe einer Nichtveranlagungsbescheinigung möglich.

Hinsichtlich der Erträge aus Investmentfonds im Inland muss ein Anleger meist nicht viel tun. Selbst im Fall thesaurierender Fonds (die Erlöse reinvestieren) sieht die Sache relativ entspannt aus. In welcher Höhe Steuerbeträge innerhalb eines Jahres angefallen sind, lässt sich allgemein den ausgestellten Steuerbescheinigungen der depotführenden Kreditinstitute entnehmen.

Deutlich komplexer das Bild bei Auslandsfonds – wenn auch noch die Depotbank im Ausland sitzt. Keine der Beteiligten lässt sich hier zum Erfüllungsgehilfen deutscher Finanzämter machen. Der steuerpflichtige Anleger muss daher die Einnahmen selbst gegenüber dem Finanzamt erklären. Eine Tatsache, welche auch für thesaurierender Investmentfonds gilt. Besonders schwierig ist der letztgenannte Fall vor dem Hintergrund, dass beim Verkauf eine Doppelbesteuerung droht – da in den Verkaufsgewinnen meist auch die versteuerten fiktiven Jahreserträge enthalten sind. Dies lässt sich nur durch den Nachweis der bereits versteuerten Anteile vermeiden.

Wichtig: Viele Länder besteuern ähnlich der Bundesrepublik Kapitalerträge. Hier ist daher eingehend zu prüfen, inwiefern diese Steuern auf die inländischen Fiskalabgaben umgelegt werden können.

Risiken: Wie sicher ist mein Investmentfonds?

Beim Sparen für die Kinder, dem Eigenkapital fürs Haus oder der Altersvorsorge ist Kapitalsicherheit immer ein Faktor, der Anlageentscheidungen beeinflusst. Bankeinlagen werden bekanntlich durch gesetzliche Einlagensicherung und freiwillige Sicherungsinstrumente der Branche geschützt. Als Sparer kann man sich also scheinbar entspannt zurücklehnen. Blickt man auf die Börse, schwanken die Kurse teilweise extrem. Aus dem Gewinn von gestern kann heute ein Verlust werden. Daniel Bauer gibt einen Einblick, was den Privatanleger bei Fonds erwartet.

Festgeldvergleich.org im Gespräch mit Daniel Bauer

Festgeldvergleich.org: „Gerade der Privatanleger hat ein gesundes Interesse an Sicherheit – besonders bei der Geldanlage. Bei Bankeinlagen greift die gesetzliche Einlagensicherung, viele andere Sparprodukte schützen zumindest das eingezahlte Kapital. Welchem Risiko setzt sich der Anleger beim Erwerb von Fondsanteilen aus?“

Daniel Bauer: „Wer einen Aktienfonds kauft, gibt Unternehmen Eigenkapital und trägt somit auch wie jeder Unternehmer das unternehmerische Risiko. Dies kann theoretisch auch zu einem Totalverlust führen. Das Totalverlustrisiko gilt jedoch generell für alle Geldanlagen, auch für die angeblich gesetzlich geschützten Einlagen. Denn wenn der Staat zahlungsunfähig werden sollte, würde diese Garantie wertlos sein. Daher sollte man immer darauf achten, sein Vermögen breit zu streuen und den jeweils richtigen Anlagehorizont für die jeweiligen Anlagestrategien einplanen.“

Festgeldvergleich.org: „Wo auf einer Skala von 1-10 würden Sie die verschiedenen Fondsklassen (Aktienfonds, Rentenfonds, Indexfonds, Geldmarktfonds, Dachfonds, Mischfonds) hinsichtlich des Risikos einordnen?“

Daniel Bauer: „Eine solche Einordnung macht wie bei den Renditechancen wenig Sinn, da man sich jeweils das einzelne Produkt anschauen sollte. Über einen längerfristigen Zeitraum jedoch sollte im Durchschnitt aller Fonds das Risiko bei den Aktienfonds am höchsten sein und bei den Rentenfonds am niedrigsten.“

Festgeldvergleich.org: „Geschlossene Fonds versprechen eine Beteiligung an Immobilien, Schiffen oder Oldtimern – eine eigentlich verlockende Aussicht. Trotzdem gilt diese Fondsklasse nicht unbedingt als Empfehlung für Privatanleger. Können Sie unseren Lesern den Grund erklären?“

Daniel Bauer: „Wir raten generell von geschlossenen Fonds ab. Geschlossene Fonds sind aus unserer Sicht für institutionelle Anleger wie Versicherungen und Pensionskassen geeignet, nicht jedoch für private Anleger. Zunächst ist der Anlagehorizont bei geschlossenen Fonds meist viel zu lange für Privatanleger. Dieser beträgt oft mehr als 15 Jahre. In dieser Zeit kann sich in der privaten Situation eines Anlegers viel ändern, sie es durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit. Geschlossene Fonds kann man auch nicht einfach veräußern, sollte man auf das investierte Geld angewiesen sein. Ferner tummeln sich in diesem Segment viel graue Schafe, die oft mit dem Geld privater Anleger in völlig sinnlose Geschäftsmodelle investieren.“   

Festgeldvergleich.org: „Ist es für den Privatanleger sinnvoll, das ganze Vermögen aus Bausparverträgen und Versicherungen, von Festgeldkonten und aus dem Sparstrumpf abzuziehen und in einem Investmentfonds unterzubringen?“

Daniel Bauer: „Nein, je nach Lebenssituation sollte man in verschiedene Produkte investieren. Dazu kann ein Bausparvertrag, eine Lebensversicherung aber auch ein Investmentfonds gehören. Die „Mischung“ macht´s langfristig. Man sollte dabei immer Chancen und Risiken der einzelnen Anlagemöglichkeiten und die Kosten der einzelnen Produkte beachten. Auch ein Bausparer kann aktuell noch Sinn machen, wenn man sich die aktuell günstigen Zinsen auch für die Zukunft sichern möchte.“

Festgeldvergleich.org: „Hinter Investmentfonds stehen Kapitalgesellschaften, die Geld bei vielen Investoren einsammeln. Was passiert eigentlich, wenn die Fondsgesellschaft Konkurs anmelden muss? Ist das investierte Kapital dann Bestandteil der Insolvenzmasse und damit auf gut deutsch ein Totalausfall?“

Daniel Bauer: „Die Fondsanleger sind zunächst Eigenkapitalgeber. Somit stehen diese hinter eventuellen Gläubigern der Fonds. Die klassischen Aktien- und Rentenfonds arbeiten jedoch ohne Fremdkapital, sodass der Anleger an erster Stelle stehen würde und generell auch eine Insolvenz nahezu ausgeschlossen sein sollte. Bei geschlossenen Fonds jedoch ist dies tatsächlich ein großes Problem. Meist werden Projekte der geschlossenen Fonds mit Fremdkapital, das von Banken zur Verfügung gestellt wird, finanziert. Geht der geschlossene Fonds insolvent, so wird zunächst die Bank zu 100% bedient, und vom Rest werden die Fondsanleger befriedigt. Bei manchen Insolvenzen von geschlossenen Schiffsfonds oder geschlossenen Immobilienfonds hat dies bereits zum Totalverlust für die Fondsanleger geführt.“

Festgeldvergleich.org: „Beim Thema Risikostreuung und Investmentfonds taucht immer wieder der Begriff Klumpenrisiko auf. Was hat es damit auf sich und welche Auswirkungen kann das für mich als Anleger haben?“

Daniel Bauer: „Wenn Fonds nur in wenige Wertpapiere bzw. Unternehmen investieren, ist der Fonds stark abhängig von der Entwicklung dieser Unternehmen. Aber in der Regel investieren Fonds sehr breit, so dass dies eher selten vorkommt. Man sollte aber darauf achten, dass man nicht sein Vermögen auf mehrere Fonds verteilt, die alle in ähnliche Unternehmen investieren. Dies sehen wir leider öfter. In einem solchen Fall laufen alle Fonds in etwa gleich von der Performance her. Läuft es also schlecht, verliert der Anleger bei allen seinen Investments Geld.“

Festgeldvergleich.org: „Wenn ich das Gefühl habe, mein Fondsmanagement arbeitet schlecht – der Fonds trotz allgemein positiver Marktentwicklung beispielsweise nur rote Zahlen schreibt – kann ich für die entstandenen Verluste dann Schadenersatzansprüche geltend machen?“

Daniel Bauer: „Das dürfte eher schwer werden, denn die Beweislast liegt hier beim Anleger. Daher müssten schon grob die Anlagebedingungen verletzt worden sein oder Untreuetatbestände vorliegen.“

Festgeldvergleich.org: „Ich habe im Rahmen der Anlageberatung auf ein eher risikoarmes Anlageprofil für mein Portfolio hingewiesen. Nun finde ich aber Aktienfonds im Depot. Kann ich meinen Anlageberater zur Rechenschaft ziehen?“

Daniel Bauer: „Das kann so pauschal nicht gesagt werden. Wenn Aktienfonds generell ausgeschlossen worden sind, dann eventuell ja. Aber wenn der Aktienfonds nur ein kleiner Teil des Vermögens investiert worden ist, kann dies durchaus eine Strategie zur Risikodiversifizierung darstellen und somit in Ordnung sein.“


Investmentfonds-Strategie: Viele Wege führen zum Ziel

Im Verlauf eines Anlegerlebens steht man nicht nur neuen Herausforderungen gegenüber. Auch die persönliche Lebenssituation ändert sich mit der Geburt eines Kindes oder dem Erwerb der eigenen vier Wände. Privatanleger müssen auf diesen Lebenswandel reagieren und Strategien entwickeln, wie sich die Geldanlage an neue Rahmenbedingungen anpassen kann. Daniel Bauer zeigt, dass auch Investmentfonds diesem Anspruch gewachsen sein können.

Festgeldvergleich.org im Gespräch mit Daniel Bauer

Festgeldvergleich.org: „Für meine Kapitalanlage stelle ich mir ein Maximum an Rendite vor. Gleichzeitig halte ich ein moderates Risiko für vertretbar. Für welchen Fondsmix würden Sie sich an meiner Stelle entscheiden? Oder sollte ich von Fonds eher die Finger lassen?“

Daniel Bauer: „Ihr Wunsch nach maximaler Rendite bei moderatem Risiko ist nicht erfüllbar. Wenn Sie nur moderate Risiken eingehen wollen, sollten Sie eher auf Dach-, Misch- und Indexfonds setzen, und hierüber in verschiedene Branchen streuen.“

Festgeldvergleich.org: „Angenommen, ein Anleger entscheidet sich mit Mitte 20 für die Option Investmentfonds und will damit einen spürbaren Vermögensaufbau erreichen. Zu welcher Strategie würden Sie einem solchen Anleger im Hinblick auf die Gewichtung zwischen Risiko und Rendite raten?“

Daniel Bauer: „Ich würde einen Fondssparplan wählen, d.h., jeden Monat einen Betrag X in drei, vier verschiedene Fonds investieren. Somit kaufen Sie nicht nur zu einem Kurs, sondern der Kurs Ihres Portfolios errechnet sich über den Durchschnitt der Kaufpreise über die Jahre hinweg. Ist der Fonds teuer, erhalten Sie für Ihren Sparbeitrag wenige Fondsanteile. Sind die Märkte hingegen im Keller, erhalten Sie mehr Anteile an dem Fonds. Desto jünger, desto risikoreicher wäre ich bei der Fondsauswahl, also tendenziell würde ich mehr Geld in Aktien- als in Rentenfonds stecken.“

Festgeldvergleich.org: „Welchen Ratschlag geben Sie der gleichen Person, wenn diese bereits Mitte 40 ist? Haben sich die Ansprüche im Hinblick auf die Auswahl der Investmentfonds geändert?“

Daniel Bauer: „Ich würde weiterhin einen Sparplan bevorzugen, jedoch die Fondsauswahl etwas anders treffen, und die Aktienkomponente verringern, und dafür einen Misch- oder Indexfonds mit ins Portfolio nehmen und besparen.“

Festgeldvergleich.org: „Je näher der Ruhestand rückt, umso stärker fällt die Sicherheit bei der Kapitalanlage ins Gewicht. Lassen sich aus dieser Maxime konkrete Zeitpunkte ableiten, zu denen die Struktur im Portfolio überdacht werden muss oder spielen hier nur externe Faktoren eine Rolle?“
 
Daniel Bauer: „Dafür gibt es nicht den einen Zeitpunkt, an dem man sein Vermögen umschichten sollte. Das kommt generell auf die Gesamtsituation drauf an. Wer eine hohe Rente und Betriebsrente und vielleicht noch eine eigene Immobilie oder gar Mieteinnahmen aus einer Immobilie hat, der kann durchaus weiterhin eher risikoreichere Anlagestrategien fahren.

Alle anderen sollten dann einen zunehmend größeren Teil des Vermögens auf Tagesgeldkonten legen und somit kurzfristig verfügbar machen und den Rest in eher weniger schwankungsanfällige Produkte investieren. Wichtig mit zunehmend höherem Alter ist also die Verfügbarkeit des Geldes. Damit sind geschlossene Fonds ausgeschlossen.“

Festgeldvergleich.org: „Als Anleger steht mir derzeit keine größere Anlagesumme zur Verfügung, ich kann aber mit Summen zwischen 50 und 100 Euro regelmäßig sparen. Lässt sich aus diesen Rahmenbedingungen eine Strategie für die Geldanlage Investmentfonds entwickeln?“

Daniel Bauer: „Ja, das ist sogar ideal. Wie zuvor beschrieben, würde ich in Fondssparpläne investieren. Sogar wenn eine größere Summe auf einmal zur Verfügung stände, sollte man diese nicht zu einem einzigen Zeitpunkt investieren, sondern vielleicht auf drei, vier Kaufzeitpunkte das Geld aufteilen, um so einen Durchschnittskurs zu bekommen, und damit etwas das Risiko zu minimieren.“

Daniel Bauer
Daniel Bauer studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Volkswirtschaftslehre. Während seines Studiums war Herr Bauer für die WAI GmbH, für die American Heritage Management Corporation und die Macquarie Bank tätig. Herr Bauer ist seit 2004 Mitglied der SdK und wurde im März 2009 in den Vorstand gewählt. Zu seinen Tätigkeitsbereich zählen u. a. die Bearbeitung von Sondersituationen und die Mitgliederbetreuung. Ferner ist Herr Bauer Geschäftsführer der SdK-Tochtergesellschaft Kapital Medien GmbH.
 Quelle: Eigenes Bild
 




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